Liebe Leserin, lieber Leser,
da wir in Deutschland gerne und viel Mineralwasser trinken, habe ich mich gefragt: Was macht die Verpackung für einen Unterschied? Einweg- oder Mehrwegsystem? Glas oder Plastik? Was ist besser für die Umwelt?
Hier erfährst Du,
- welches Verpackungssystem in Deutschland die Nase vorne hat
- wie der Handel durch die Unwissenheit der Konsumenten satte Extra-Gewinne mit Pfandschlupf macht
- wie sich die Umweltbilanzen von Einwegflaschen und Mehrwegflaschen aus Plastik und Glas unterscheiden
- mit welcher Verpackungslösung Du Deine Umweltbilanz verbesserst und wie das Online Tool “Brunnenfinder” Dir dabei hilft
- wieviele Luftballons voller CO2 Du laut Berechnung des “Klima-Orakels” jährlich durch die Wahl der Flaschenverpackung vermeiden kannst
Die Deutschen tranken im Jahr 2017 im Schnitt 144 Liter Mineralwasser pro Person (1). Mein Konsum liegt deutlich höher, da ich mindestens einen Liter Mineralwasser am Tag trinke. Früher habe ich Wasser aus Einweg-Plastikflaschen gekauft, weil diese so schön leicht zu transportieren waren. Seitdem ich ein Ökokisten-Abo habe, lasse ich mir mein Mineralwasser in Mehrweg-Glasflaschen im Kasten nach Hause liefern. Ich wollte wissen: Konnte ich dadurch meine Umweltbilanz verbessern? Worauf kommt es an?
Der Trend geht zur Einweg-Plastikflasche
Die Deutschen greifen zunehmend zur Einweg-Plastikflasche. Sie dominiert bei Getränkeverpackungen und hat einen Gesamtanteil von rund 54 Prozent. Diesen Trend zur Einweg-Plastikflasche zeigten diverse von mir untersuchte Quellen (siehe Quellenverzeichnis weiter unten).
Die anfallenden Mengen an Einwegplastik sind gewaltig, auch der damit einhergehende Ressourcenverbrauch und die Klimabelastung. Hier die Zahlen der Deutschen Umwelthilfe, Stand 7.01.2019 (2):
- In Deutschland werden pro Tag rund 43 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht, also rund 16 Milliarden pro Jahr.
- Im Schnitt verbraucht jeder Deutsche 192 Einweg-Plastikflaschen pro Jahr
- An Ressourcen werden 450.000 Tonnen Kunststoff, 460.000 Tonnen Rohöl und 9 Milliarden kWh Strom verbraucht.
Unwissenheit der Verbraucher subventioniert das Einwegsystem
Was die meisten nicht wissen: Wenn Du eine Einwegflasche nicht zurückgibst, verbleiben die von Dir bezahlten 25 Cent Einwegpfand bei den Abfüllern oder Händlern. Das nennt sich Pfandschlupf. Eine lukrative Einnahmequelle für den Einzelhandel.
„Das Umweltbundesamt geht von einer Rücknahmequote von 96 Prozent für die Einweggebinde aus dem DPG-System aus. Werden von den 18 Milliarden Flaschen und Dosen vier Prozent oder 720 Millionen Gebinde nicht zurückgegeben, so beträgt die Höhe des Pfandschlupfs allein für 2015 rund 180 Millionen Euro, mit denen die Verbraucher unfreiwillig das Einwegsystem subventioniert haben.“ (3) Daher ist das Einwegsystem für den Handel viel attraktiver.
Doch die Politik will das Mehrwegsystem stärken. 2019 tritt ein neues Verpackungsgesetz in Kraft. Der Mehrweganteil soll über drei Jahre auf 70 Prozent gesteigert werden. Um Kunden zum Mehrwegkauf anzuregen, müssen Geschäfte künftig am Regal auszeichnen, wo Mehrweg- und wo Einwegflaschen stehen.
Ob das alleine schon motiviert? Ich finde, zusätzlich sollten die Fakten zu den Umweltwirkungen von Einweg und Mehrweg mit am Regal aushängen.
Umweltbilanzen von Einweg- und Mehrwegflaschen
Die Ökobilanz einer Getränkeverpackung umfasst den Lebenszyklus, von der Herstellung bis zum Transport zur Verkaufsstelle und der Verwertung. Der Inhalt wird nicht berücksichtigt. Erfasst werden die Umweltwirkungen wie der Energieverbrauch, Treibhausgase, Ressourcenverbrauch.
Eine schlechte Umweltbilanz haben Einwegflaschen aus PET und Glas. Sie schaden der Umwelt am meisten. Ihre Herstellung benötigt mehr Energie und Ressourcen als das Reinigen und Wiederbefüllen einer Mehrwegflasche.
Mehrwegflaschen aus Glas oder PET haben die bessere Umweltbilanz. (4), (5), (6)
- Glasflaschen können bis zu 50 Mal befüllt werden
- Mehrwegflaschen aus stabilem PET-Plastik werden 20 bis 25 mal neu befüllt
Mehrwegflasche aus Glas: Diese hat die beste Ökobilanz, solange der Mineralbrunnen weniger als 200 km entfernt ist (2). Das hohe Gewicht von Glas sorgt für eine im Vergleich zu Plastik schlechtere CO2-Bilanz, je länger der Transportweg ist.
Das hat mich überrascht: Die Mehrwegflasche aus PET hat bei mehr als 200 km Entfernung zum Brunnen die bessere Ökobilanz als die Mehrwegflasche aus Glas, obwohl sie weniger oft wiederbefüllt werden kann. Ihr geringes Gewicht spart Sprit und senkt damit Treibhausgasemissionen für den Transport. (2) Mit zunehmender Flaschengröße wird die Ökobilanz von PET-Mehrweg noch besser.
Somit sind Nutzungshäufigkeit, Material, Transportwege und Flaschenvolumen entscheidende Kriterien für die Umweltbilanz einer Getränkeflasche. (4)
Tipps + Kicks:
Wie Du beim Kauf von Mineralwasser Deine Umweltbilanz verbessern kannst
1. Wähle einen Mineralbrunnen in Deiner Nähe: Regionales Wasser in Mehrweg-Glasflaschen hat die beste Klimabilanz von gekauftem Wasser. Durch kurze Transportwege wird wenig Treibstoff verbraucht, dadurch sind die CO2 Emissionen gering. Importwasser aus Frankreich, Italien etc. sorgt durch weite Transportwege für einen hohen Spritverbrauch, mit entsprechend hohen Treibhausgasemissionen.
Mit dem Tool „Brunnenfinder“ des Verbandes der Deutschen Mineralbrunnen kannst Du alle Abfüller in der Nähe Deines Wohnortes finden, mit Angabe der Entfernungskilometer. So geht’s: Den Brunnenfinder öffnen unter https://www.vdm-bonn.de/der-vdm/mineralbrunnen/brunnensuche.html
Wenn ich dort meine Düsseldorfer Postleitzahl eingebe und die Umkreissuche auf 50 km begrenze, finde ich 8 Mineralbrunnen. Mein Wasser stammt aus der Haaner Felsenquelle. Haan liegt nur 13.2 km von Düsseldorf entfernt.
In Deutschland gibt es über 200 Mineralbrunnen. Jeder Deutsche könnte also Abfüller in seiner Region finden.
2. Wähle Mehrweg anstatt Einweg
Nimm die Mehrweg-Glasflasche, sofern das Mineralwasser aus Deiner Region stammt. Wähle die Mehrweg-PET, sofern Wasser aus mehr als 200 km Entfernung stammt.
3. Nutze ein großes Flaschenvolumen.
Wie hat sich mein CO2 Fußabdruck durch den Wechsel auf Glas-Mehrwegflaschen verbessert?
Dr. Claus Barthel vom Wuppertal Institut macht den CO2 Ausstoß begreifbarer (7):
“Ein Liter CO2 wiegt 1,96 Gramm. Demnach hat ein Kilogramm CO2 ein Volumen von 509 Litern. Da ein handelsüblicher Luftballon ein Volumen von circa 2,5 Litern fasst, könnte man mit einem Kilogramm CO2 etwa 204 Ballons befüllen. Durchschnittlich verursacht jeder Mensch in Deutschland ca. 30 Kilogramm CO2 am Tag. Das entspricht einem Volumen von über 6.000 Luftballons.”
Durch meinen Wechsel von Einweg-Plastikflaschen auf Mehrweg-Glasflaschen verursache ich bei einem Tageskonsum von 1 Liter Mineralwasser rund 55 Gramm weniger CO2 Ausstoß pro Tag. Bei 365 Tagen ergeben sich für mich rund 20 Kilogramm CO2 Reduktion im Jahr. Hört sich nicht besonders viel an, oder? Damit Du eine bildliche Vorstellung von der Menge bekommst, habe ich das “Klima-Orakel” befragt und meine 20 Kilogramm CO2 Ersparnis nach der Berechnungsmethodik des Wuppertal Instituts in Luftballonfüllungen umgerechnet.
Es sind rund 11 Luftballons voll CO2 am Tag oder rund 4.000 Ballons im Jahr, die ich durch den Verpackungswechsel auf Glas-Mehrweg vermeide. Ganz schön viel!
Herzliche Grüße
Elke Vohrmann
Quellen:
(2) Deutsche Umwelthilfe https://www.duh.de/mehrweg-klimaschutz0/einweg-plastikflaschen/
(4) Utopia https://utopia.de/ratgeber/einweg-oder-mehrweg-was-ist-umweltfreundlicher/
(5) Nabu: Der NABU-Mehrweg-Guide
(6) Umweltbundesamt: Mehrwegflaschen sind umweltfreundlicher als Einwegflaschen.
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/mehrwegflaschen#textpart-2
(7) https://www.co2online.de/service/klima-orakel/beitrag/wie-viel-wiegt-co2-10558/
Foto: © Elke Vohrmann
Hallo Frau Vohrmann,
ich trinke ( täglich ca 3 Liter) Wasser und immer nur aus Glasflaschen… auch für die
Mitarbeiter stelle ich immer nur Glasflaschen zur Verfügung. Mich haben die
Mitteilungen der Kunststoffe , die sich lösen und in das Wasser übergehen immer abgeschreckt.
Aber ich achte bei dem Wasser auch sehr stark auf die Inhaltsstoffe , denn Wasser ist nicht
gleich Wasser ….
Hallo Elke,
klasse Recherche!
Alles Gute
Heiner vom Lammertzhof