Deine persönliche CO2-Bilanz: So findest du deine stärksten Stellschrauben für einen kleineren Klimafußabdruck
Liebe Leserin, lieber Leser,
einer meiner guten Vorsätze für 2021 ist: Ich will meinen Klimafußabdruck auch in diesem Jahr weiter verkleinern. Das Internet und die Medien sind voller guter Tipps, was jeder machen kann. Ich fühle mich manchmal überfordert von dieser Flut an Möglichkeiten, und viele andere Menschen auch.
Ich wollte herausfinden, mit welchen Verhaltensweisen ich im Lebensalltag meinen Klimafußabdruck am stärksten beeinflusse.
Dabei entdeckte ich den neuen CO2-Rechner des Umweltbundesamtes (1), den ich sehr empfehlen kann. Ich erhielt leicht und zügig eine Bestandsaufnahme meines aktuellen Fußabdrucks für die Lebensbereiche Wohnen, Mobilität, Reisen, Ernährung und Konsum, mit wichtigen Antworten auf meine Fragen:
- Wodurch verursache ich aktuell die wesentlichen Treibhausgasemissionen?
- Womit kann ich in Zukunft wesentliche Verbesserungen erreichen?
Übrigens: Ein kleinerer Klimafußabdruck wird ab 2021 auch für unser Portemonnaie immer wichtiger. Deutschland und andere europäische Länder führen einen CO2-Preis für fossile Heiz- und Kraftstoffe ein. Diese werden umso teurer, je mehr Kohlendioxid bei ihrer Verbrennung frei wird. (2)
Tipps + Kicks
Der CO2-Rechner bietet auch einen Schnellcheck an. Die Antworten hat jeder im Kopf parat. Nach 2 Minuten hatte ich eine erste grobe Schätzung meiner CO2-Bilanz. Doch die reichte nicht, um meine obigen Fragen zu beantworten.
Dafür musste ich meinen Klimafußabdruck schon genauer berechnen lassen. Erst dadurch hatte ich „Aha-Erlebnisse“, erkannte meine wesentlichen Stellschrauben und bekam klare Handlungsempfehlungen für die Zukunft, für klimafreundlichere Lebensgewohnheiten.
Mit einem Klick auf „Meine CO2-Bilanz starten“ ging es los. Fünf Lebensbereiche werden vom UBA Rechner schrittweise durchleuchtet, anhand der wesentlichen Stellschrauben.
Tipp: Über den grünen Button „Hilfe und Infos“ bekommst Du Erläuterungen, wie die Berechnungsergebnisse zustande kommen.
1. Wohnen
Wesentliche Stellschrauben: Anzahl Personen, Haustyp, Baujahr/Baustandard, Mieter/Eigentümer, Wohnfläche, Art der Heizung (zig verschiedene Heizarten stehen zur Auswahl), Höhe des jährlichen Verbrauchs.
Tipp: Notiere Dir vorher den Jahresverbrauch (in KWh) für’s Heizen aus Deiner letzten Heizkostenabrechnung.
In meiner jetzigen Mietwohnung ist der größte Einflussfaktor für meine Klimaemissionen mein Heizverhalten. Ich reduziere den Gasverbrauch, in dem ich nur die Räume heize, in denen ich mich aufhalte. Meine Heiztemperatur regele ich auf 20 Grad. Die Faustregel lautet: Jedes Grad weniger spart ca. 5 bis 6 % Energie.
2. Strom
Wesentliche Stellschrauben: Art der Stromerzeugung (deutscher Strommix oder Ökostrom), der Jahresverbrauch (in KWh)
Tipp: Notiere Dir vorher den Jahresverbrauch aus deiner letzten Stromabrechnung.
Die wesentlichste Verbesserung meines Klimafußabdrucks im Bereich Strom erziele ich durch den Kauf von zertifiziertem Ökostrom. Daher ist mein Klimafußabdruck in diesem Bereich fast Null.
Ich habe meinen jährlichen Stromverbrauch in den letzten Jahren erheblich senken können, durch den sukzessiven Austausch von Halogenstrahlern durch LED-Leuchtmittel, durch das Abschalten der elektrischen Geräte, anstatt diese auf Stand-by zu lassen und die Anschaffung stromsparender Elektrogeräte.
3. Mobilität
Fahrzeug: wesentliche Stellschrauben sind Art des Fahrzeugs, Alter des Fahrzeugs, Kraftstoff, Durchschnittsverbrauch.
Da ich viel mit dem Auto unterwegs bin, ist der Durchschnittsverbrauch eine wesentliche Einflussgröße. Ich habe mir eine spritsparende Fahrweise angewöhnt und konnte dadurch den anfänglichen Durchschnittsverbrauch meines Kleinwagens von 7,5 auf zur Zeit 6,2 Liter reduzieren.
Fahrten und Reisen: Wesentliche Stellschrauben sind die jährliche Fahrleistung mit KFZ, Fahrgemeinschaften, Fahrrad und ÖPNV.
Den größten positiven Klimaeffekt erziele ich, indem ich mein Auto für kurze Strecken nicht nutze, sondern zu Fuß gehe oder öffentliche Verkehrsmittel nutze. Für Reisen nutze ich seit vielen Jahren hauptsächlich den Zug.
Flugreisen: Europa oder Transkontinental, Flugzeit, Flugklasse und CO2-Kompensation sind die relevanten Stellschrauben.
Schiffsreisen: See- oder Flußkreuzfahrt, Dauer der Reise sind relevant.
Flugreisen und Schiffsreisen hinterlassen einen hohen Klimafußabdruck. Diese Art des Reisens konnte ich in den letzten Jahren vollständig vermeiden.
4. Ernährung
Wesentliche Stellschrauben: Geschlecht, Alter, Gewicht, Tätigkeit, Sport, Ernährungsform, regionale Produkte, saisonale Produkte, Bio-Produkte.
Tipp: Über den grünen Button „Hilfe und Infos“ kannst du Hintergrundinformation anzeigen lassen. Dort kannst Du die Berechnungsannahmen des UBA nachvollziehen.
Die größte Verbesserung meiner Klimawirkungen im Bereich Ernährung habe ich erreicht, in dem ich von früher fleischbetonter Kost auf pflanzenbetonte Kost umgestiegen, immer mehr regionale Produkte kaufe, und nahezu alles in Bio-Qualität.
5. Sonstiger Konsum
Wesentliche Stellschrauben:
- Kaufverhalten (sparsam, durchschnittlich, großzügig)
- Kaufkriterien (Langlebigkeit, Funktionalität, günstiger Preis)
- Gebrauchte Gegenstände (oft, manchmal, nie)
- Monatliche Konsumausgaben pro Person
- Klimafreundliche Geldanlage
- Kompensation von CO2
Meine Klimawirkungen konnte ich wesentlich verbessern, indem ich mein Kaufverhalten immer mehr auf „sparsam“ umgestellt habe, meine Kaufkriterien auf „Langlebigkeit“. Meine monatlichen Konsumausgaben wurden dadurch zwangsläufig kleiner. Geld habe ich klimafreundlich angelegt.
Gesamtergebnis im Vergleich
Mein Klimafußabdruck war mit rund 7,8 Tonnen niedriger als der des Durchschnittsdeutschen. Mir ist bewusst, dass der UBA-Rechner keine exakten Berechnungen liefern kann. Doch ich bekam Klarheit, in welchen Lebensbereichen mein Klimafußabdruck am größten ist und durch welche Verhaltensweisen ich dies verursache.
Der Bereich „Mobilität“ ist mein Lebensbereich, in dem ich die meisten Teibhausgasemissionen verursache, durch die Anschaffung eines zwar gebrauchten, aber noch jungen Kleinwagens, der mit Benzin angetrieben wird. Und natürlich durch meine vielen Dienstfahrten und privaten Fahrten. In einigen Jahren werde ich daher ein Elektroauto anschaffen, das mit Ökostrom geladen wird.
Wenn Du dein Ergebnis berechnet hast, klicke unbedingt auch auf dein Ergebnis mit Vermeidung!
- Ich vermeide bereits heute 3,87 Tonnen CO2 durch klimafreundliche Lebensgewohnheiten.
- Und den größten Pluspunkt erziele ich im Bereich „sonstiger Konsum“: mit 6,3 Tonnen CO2 Vermeidung bei anderen, durch meine klimafreundlichen Geldanlagen. Diese tragen dazu bei, den CO2-Ausstoß in Deutschland und weltweit zu reduzieren.
Mein CO2-Szenario: Dein persönliches Klima-Szenario für die Zukunft ermitteln
Spannend und hilfreich ist die Funktion Mein CO2-Szenario. Dort beantwortest Du Fragen zu den fünf Lebensbereichen, zu geplanten Veränderungen und Deinen Einstellungen zum Klimaschutz. Auf Basis deiner aktuell berechneten CO2-Bilanz werden Projektionen durchgeführt, mit Szenarien für die nächsten 5 und 10 Jahre, bis hin zu deutschen Durchschnittswerten im Jahr 2050. Die Zielgröße für Deutschland ist eine Pro-Kopf-Emission von nur noch einer Tonne pro Jahr in 2050!
Dabei bekommst Du weitere Möglichkeiten aufgezeigt, wie Du deine CO2-Bilanz für die Zukunft optimieren kannst.
Sehr komfortabel: Deine Berechnungen kannst Du bis zu 18 Monate abspeichern. Gehe auf „Meine Berechnung speichern“. Ein Link wird erzeugt. Diesen kannst du abspeichern und für künftige Berechnungen nutzen.
Der Wandel zu einem Leben im Einklang mit Mensch und Natur beginnt – mit Dir!
Herzliche Grüße
Elke Vohrmann
Quellen
(2) https://www.finanztip.de/co2-steuer/
Grafik: © Elke Vohrmann