Ecosia statt Google – mit grünem Klicken Bäume pflanzen
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie selbstverständlich nutze ich seit Jahren Google für die Suche im Internet. Als kürzlich die brennenden Urwälder im Amazonasgebiet die Schlagzeilen in den Medien beherrschten, stieß ich auf einen Artikel über eine ökologische Suchmaschine eines Berliner Unternehmens mit dem schönen Namen Ecosia – und war verblüfft: Wer diese Suchmaschine nutzt, pflanzt Bäume in bedrohten Regionen – ohne aktiv selber Geld zu spenden! Mit der Internetsuche wird der Luft CO2 entzogen.
Laut Ecosia wurden seit 2009 bis Ende Oktober 2019 mit den Einnahmen aus Werbeanzeigen über 72 Millionen Bäume gepflanzt! (Aktualisierung: am 19.1.2021 waren es bereits rund 118 Millionen Bäume).
Das Ziel des gemeinwohlorientiert wirtschaftenden Unternehmens ist groß: Eine Milliarde Bäume sollen es werden!
Ich war anfänglich skeptisch und habe erst einmal geprüft, ob es irgendwelche Haken oder Nachteile gibt.
Wie funktioniert Ecosia?
„Wenn man bei Ecosia auf die Werbeanzeigen klickt, bekommt Ecosia von den werbenden Unternehmen Geld. Nachdem die laufenden Kosten, wie Gehälter, Büro und Marketing gedeckt wurde, werden mindestens 80 Prozent der monatlichen Gewinne eingesetzt, um dort Bäume zu pflanzen, wo sie am meisten benötigt werden ̶ in Burkina Faso, Madagaskar, Peru, Marokko, Brasilien, Nicaragua, Äthiopien, Tansania und vielen anderen Ländern.“ Selbst wer einen Werbeblocker verwendet oder nie auf Anzeigen klickt, unterstützt laut Ecosia die gute Sache: Je mehr aktive Nutzer Ecosia jeden Monat hat, desto relevanter wird diese Suchmaschine auch für Werbekunden. (1)
Mit Suchanfragen wird der Luft CO2 entzogen.
Indem Ecosia Bäume pflanzt und die Ecosia-Server mit erneuerbaren Energie betrieben werden, wird der Luft mit den Suchanfragen CO2 entzogen. Das macht Ecosia zu einer Suchmaschine mit negativer CO2-Bilanz. Laut Ecosia entziehen diese Bäume, über eine erwartete Lebensdauer von 15 Jahren, der Luft jeweils durchschnittlich 50 kg CO2. Um eine Baumpflanzung zu finanzieren, brauche es rund 45 Suchanfragen. (2) (3)
Wer steckt dahinter, mit welcher Motivation?
Die Ecosia GmbH wurde 2009 von Christian Kroll gegründet. Das Social Business Unternehmen aus Berlin hat aktuell rund 47 Mitarbeiter. Es ist als B Corporation zertifiziert, einem internationalen Zertifikat für nachhaltige Unternehmen mit hohen sozialen und ökologischen Ansprüchen. Mithilfe einer Stiftung hat Christian Kroll in 2018 festgelegt, dass Ecosia nicht übernommen werden kann, die Stimmrechte nur noch bei Personen liegen, die im Unternehmen tätig sind, und Gewinne in der Firma bleiben oder gespendet werden müssen. (4)
Wie sieht die Qualität der Suchergebnisse aus?
Sowohl die Suchergebnisse als auch die Suchanzeigen bei Ecosia werden von Bing, der Suchmaschine von Microsoft, und eigenen Algorithmen geliefert. Verschiedene Tests („Stiftung Warentest“ und „Bild“) zeigen, dass die Qualität der Ecosia Suchergebnisse hoch ist. Laut Stiftung Warentest (Test aus 4/2019) liegt Ecosia nur einen Platz hinter Google. (5) (6)
Wie grün ist Bing im Vergleich zu Google?
Die Studie „Clicking Clean 2017“ von Greenpeace USA bewertete die Google Suchmaschine in Sachen Umweltfreundlichkeit mit der Bestnote „A“. Die Bing Suchmaschine von Microsoft wurde mit der guten Note „B“ bewertet. Die Bewertungen der Studie basieren allerdings auf nicht mehr so aktuellen Zahlen von 2016 und älter. (7) (8)
Wie geht Ecosia mit Datenschutz um?
Laut Ecosia werden sämtliche Suchanfragen innerhalb einer Woche anonymisiert. Daten und Suchanfragen werden nicht an Werbetreibende weiter verkauft. (9) Google hingegen sammelt möglichst viele Nutzerdaten und verkauft sie an Dritte.
Auch andere Nachhaltigkeitsinteressierte wie MyGreenChoice (10) haben Ecosia in einem ausführlichen Beitrag (11) kritisch unter die Lupe genommen. In der Zusammenfassung kommen sie zu einem guten Urteil.
Mein Fazit: Das alles hat mich überzeugt. Diese großartige Idee will ich gerne unterstützen.
Tipps + Kicks:
Du könntest Ecosia einfach mal ausprobieren, auch parallel zu Google nutzen:
- Kostenlose Ecosia-App für iOS- und Android-Geräte auf dem Smartphone installieren und damit suchen.
- Notebook & Co.: Unternehmen und Privatpersonen können Ecosia dem Browser hinzufügen.
Die Umweltwirkungen sind durch jeden einzelnen Nutzer bereits positiv. Sie werden gewaltig, wenn Unternehmen/Organisationen für alle Mitarbeiter Ecosia als Standard-Suchmaschine einrichten.
Ein aktuelles Beispiel: Das deutsche Großunternehmen DB Schenker hat sich aktuell für Ecosia entschieden. 62.000 Mitarbeiter werden künftig Ecosia nutzen. Wenn jeder Mitarbeiter von DB Schenker nur eine einzige Ecosia-Suche pro Arbeitstag durchführt, könnten damit mehr als 1.300 Bäume pro Tag gepflanzt werden. (bei durchschnittlich 45 Suchanfragen wird ein Baum gepflanzt.) Das wären mehr als eine Million Bäume in drei Jahren. (12)
Vor kurzem habe ich damit begonnen, Ecosia zu nutzen und kann noch keine fundierte Aussage zu Qualitätsunterschieden zu Google machen. Eine Nutzerin berichtete mir, dass in der Freitext-Suche Google bessere Ergebnisse als Ecosia liefern würde. Ich will mir in einem ersten Schritt angewöhnen, den Weg zu meinen Lieblings-Internetseiten über Ecosia zu gehen, indem ich dort auf die jeweiligen Werbeanzeigen klicke.
Motivierend finde ich bei Ecosia den kleinen Zähler oben rechts in der Ecke. Dort wird neben einem Bäumchen-Symbol die Anzahl meiner relevanten Klicks mitgezählt. Dadurch wird mir gezeigt, dass der erste Baum durch meine Aktivitäten bereits im Entstehen ist. Sehr schön!
Herzliche Grüße
Elke Vohrmann
Quellen:
(2) https://ecosia.zendesk.com/hc/de/articles/206019452-Wie-verdient-Ecosia-Geld-
(4) https://bcorporation.net/directory/ecosia-gmbh
https://ecosia.zendesk.com/hc/de/articles/204798211-Ecosia-Deutschlands-erste-B-Corporation
https://www.gruenderszene.de/business/ecosia-christian-kroll?interstitial
https://www.stern.de/panorama/ecosia-glueck-ist-wichtiger-als-millionen-zu-scheffeln-8873164.html
(5) https://www.test.de/Suchmaschinen-im-Test-Eine-schlaegt-Google-5453360-0/
(7) https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/studie-clicking-clean-2017
(8) https://www.greenpeace.de/presse/publikationen/gruner-klicken
(9) https://info.ecosia.org/privacy
(10) https://my-green-choice.de/
(11) https://my-green-choice.de/magazin/ecosia-suchmaschine/
(12) https://industrie.de/arbeitswelt/schenker-nachhaltige-suchmaschine-ecosia/
Foto: © Elke Vohrmann